Ein Wandel muss her. Zumindest, wenn es um Raum für Kreative in der Stadt geht! Das dachte sich auch ein Berliner Kollektiv aus Streetart-Künstlern. Unter dem Titel WANDELISM organisierten sie eine Ausstellung in einer ehemaligen Wilmersdorfer Autowerkstatt. Viel Zeit blieb dafür nicht - denn das Gebäude in der Wilhelmsaue 32 steht zum Abriss bereit.
... ein winziges Budget und jede Menge Engagement - fertig ist das begehbare Gesamtkunstwerk. Faszinierend, wild und farbenfroh mit verschiedensten urbanen Stilrichtungen von Graffiti über Tape Art und Collagen bis hin zu Installationen und Skulpturen. Regeln gibt es im WANDELISM-Haus keine, außer eine: Alles, was gezeigt wird, muss in der Wilhelmsaue entstanden sein. Die 2000 Quadratmeter in 15 Räumen, 2 Hallen und der Keller sind deshalb bis auf den letzten Zentimeter bespielt. Selbst die Toiletten sind Teil der Ausstellungsfläche und natürlich weiterhin benutzbar.
Fast 90 Künstler aus der ganzen Welt, aber (abgesehen von wenigen Ausnahmen) mit Residenz in Berlin sind in der KFZ-Werkstatt zu sehen. Nicht kuratiert, sondern frei nach dem Motto "Wer zuerst kommt ma(h)lt zuerst". Denn die durchnummerierten Wände wurden nach dem Zufallsprinzip vergeben, unabhängig vom Bekanntheitsgrad. Neben Szenegrößen wie BEN ONE, AKTE ONE oder Graffiti-Altmeister LOOMIT findet man daher auch einige Newcomer-Werke: zum Beispiel den grandiosen rosa-pelzigen Landrover des Trios Melissa Lee, Flo, der Produzent und Theodor Robinson oder die "Höhlenmalereien" von Hagen Schönfeld.
Und wie finanziert man ein solches Projekt? Mit Spenden und der Überzeugung, dass "Wandel die einzige Konstante ist"! Eine feste Gage gab es für die Künstler nämlich nicht. Farbe und Material bekamen sie gestellt - zum Teil unterstützt durch Sponsoren wie etwa dem Wildstyle Shop - die restlichen Einnahmen aus Spenden und Führungen wurden "unter den Künstlern und Helfern fair und gleichmäßig aufgeteilt", wie es auf der Webseite der Ausstellung heißt. Die verbleibenden 30% gehen an ein soziales Projekt in Berlin, bei dem Streetart-Künstler Berliner Kitas verschönern – gemeinsam mit den Kindern versteht sich.
Die schlechte Nachricht: Die Ausstellung ging nur vom 17. bis 31. März 2018 bzw. nochmal vom 27. bis 29. April 2018.
Die GUTE Nachricht: Mehr als 28.000 Besucher haben die Ausstellung gesehen, über 78 Millionen wurden weltweit über Social Media erreicht.
Jetzt gibt es außerdem einen Film über die Entstehung der Ausstellung, zu sehen per Stream bei Behindthetree.
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Gustav Sucher (Mittwoch, 05 September 2018 16:58)
Hehe. Ich würde das folgendermaßen formulieren: Künstler aus der ganzen Welt kommen aus der Garage :-) (wie so viele erfolgreiche Menschen). Spaß bei Seite. Das ist ein sehr schöner und lesenswerter Artikel zu dem Thema. Danke an den Autor!
artikoo (Donnerstag, 06 September 2018 11:18)
Hallo Gustav Sucher, vielen Dank für den netten Kommentar! Hoffen wir, dass es noch viel mehr solcher Projekte gibt!
wandelism (Montag, 25 Februar 2019 22:23)
danke für die Berichterstattung !
artikoo (Dienstag, 26 Februar 2019 09:57)
Mehr als gerne @wandelism! Freu mich auf die nächste Ausstellung.