Dass sich Kunst und Konsum wunderbar verstehen, ist spätestens seit den Werken Andy Warhols und Roy Lichtensteins allgemein bekannt. Tassen, Poster, Kugelschreiber und Notizhefte mit berühmten Gemälden sind heute nicht mehr bloß im Museumsshop zu finden. Ein bisschen Kunst im Alltag ist für viele mittlerweile ein Muss. Das haben inzwischen auch die großen Markenhersteller aus der Textilindustrie entdeckt. Sondereditionen mit Druckmotiven berühmter Künstler erfreuen sich in den letzten Jahren größter Beliebtheit.
Vor allem die Künstler des 20. Jahrhunderts scheinen es den Modemachern angetan zu haben. So bringt das Denim-Label Pepe Jeans London bereits seit 2008 in Kooperation mit der Andy Warhol Foundation jährlich wechselnde Kollektionen für Damen und Herren auf den Markt.
Nike verpasste 2009 dem Air Max 90 in einer limitierten Edition das berühmte Marilyn Monroe PopArt-Porträt desselben Künstlers und die New Yorker Modemarke Lisa Perry veröffentlichte 2011 eine limitierte Auflage von Kleidern und T-Shirts mit Gemälden Roy Lichtensteins. Dieser inspirierte 2012 ebenfalls die Herbst/Winter-Kollektion des Fashion-Stores 3.1 Phillip Lim.
Auch das britische Pop-Label The Rodnik Band präsentierte seinen Kunden 2012 eine von Designer Philip Colbert entworfene Kleider-Serie mit den Werken berühmter Künstler des letzten Jahrhunderts wie Marcel Duchamp, Salvador Dali und Vincent van Gogh. Letzterer fand mit seinen Sonnenblumen außerdem in der 2012er Frühjahrs-Kollektion von Rodarte, der diesjährigen Sommer-Kollektion des italienischen Designer-Duos Dolce & Gabbana und der Herbst/Winter-Auswahl des holländischen Designers Mattijs van Bergen einen Platz.
Fans des belgischen Malers René Magritte können dessen surrealistische Bilder Dank der Marke Opening Ceremony seit diesem Sommer als Vans oder Birkenstock an den Füßen tragen.
Den ersten Platz in der Kategorie berühmte Kunstwerke in der Mode sichert sich jedoch die japanische Modekette Uniqlo, die in Zusammenarbeit mit dem Museum of Modern Art New York die T-Shirt-Serie „MoMA Special Edition“ heraus brachte. Die Designvorlage bilden Kunstwerken aus der Museumssammlung zum Beispiel von Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat, Jack Pierson, Jackson Pollock oder Keith Haring.
Die vertrauten Bildmotive von Warhol und Co. eignen sich also wunderbar als Verkaufsimpuls für die Modeindustrie. Aber die Kombination aus Mode und Kunst ist nicht nur als billiger Konsummotor für pseudo-interessierte Kulturverbraucher zu betrachten. Versteht man den Beruf des Modedesigners als künstlerisches Schaffen verwundert es nicht, dass einige Markenhersteller gezielt mit zeitgenössischen Künstlern zusammenarbeiten, um ihren Kunden einen exklusiven Mehrwert zu bieten.
Bekannt für ihre stilvollen Sondereditionen ist zum Beispiel die Luxusmarke Louis Vuitton, die bereits gemeinsam mit Künstlern wie dem Japaner Takashi Murakami (Kirschen-Muster) oder der japanischen „Prinzessin der Polka Dots“ Yayoi Kusama Kollektionen veröffentlichte. Das Schuh-Label Jimmy Choo kooperierte 2011 mit dem New Yorker Künstler Rob Pruitt, der ein Damensortiment mit bunten Animal-Prints und dem für ihn typischen Pandabären auf Taschen und Schuhen entwarf. Im selben Jahr veröffentlichte die Pariser Lederwaren-Manfuktatur Hermès Seidentücher mit Motiven des französischen Künstlers Daniel Buren.
Der deutsche Unterwäsche-Hersteller Schiesser lud im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums der Schiesser Revival Linie gleich zehn international bekannte Künstler ein, das legendäre Schiesser Doppelripp-Hemd neu zu interpretieren. Zu den Artists for REVIVAL zählen unter anderem Tobias Rehberger, Pola Sieverding, Sarah Morris und Marc Brandenburg.
Die Shirt-Kunstwerke wurden aufmerksamkeitsstark in verschiedenen Kaufhäusern ausgestellt, unter anderem im KaDeWe, das sein Atrium und zehn Schaufenster für die "Kunstwäsche"-Schau zur Verfügung stellte.
Bei allem Kunstsinn haben die Modemarken, die dem Art-Chic-folgen, vor allem ein Prinzip verstanden: Intelligente Synergien fördern das Image. Denn die Kooperationen zwischen Mode- und Kunstwelt schaffen einen klaren Win-Win-Effekt. Neben der gegenseitigen Bedeutungssteigerung von Marke und Künstler (resp. Künstler Foundation) freuen sich auch die Käufer über ihren Beitrag zur Kultur. Und wenn Kunst nicht nur inspiriert und die Umsätze steigert, sondern sich auch noch gut anfühlt, darf dieser Trend gerne noch ein bisschen anhalten!
... zum Thema gibt's auf der Pinnwand Artists in Fashion.
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