Wir wollen es nicht verheimlichen: Pressearbeit ist... ja, tatsächlich Arbeit. Für Künstler, die ohnehin meist Schöpfer, Marketing Manager und Verkäufer in einer Person sind, bedeutet sie zusätzlich Stress. Trotzdem sollten Kreative nicht darauf verzichten. Denn die Präsenz in den Medien ist überaus wichtig. Sie schafft nicht nur Aufmerksamkeit für die eigene Kunst und damit potenzielle Käufer, sondern hilft langfristig, ein Image als Künstler in der Öffentlichkeit zu etablieren. Kurz gesagt: Erzähl eine spannende Geschichte und die Presse berichtet über Dich.
Das schnellste Werkzeug, um diese Stories zu verbreiten, ist die Pressemitteilung. Und diese folgt – wer hätte es gedacht – ganz eigenen Regeln. Wir haben für Sie die wichtigsten Tipps und Tricks zusammengestellt.
Starten wir zunächst mit einem Downer: Wenn Sie eine Pressemitteilung verschicken, bedeutet das nicht, dass die Redaktionen diese auch tatsächlich drucken. Wer eine garantierte Veröffentlichung haben möchte, muss eine Anzeige schalten. Ba Dum Tss!
Aber es gibt auch gute Nachrichten, sehr gute sogar! Ein Artikel über die eigene Kunst schafft Aufmerksamkeit, ist glaubwürdig und kostet nur wenig. Die Pressemitteilung ist dabei der Türöffner in die Redaktionen, vorausgesetzt der Inhalt der Meldung ist neu und spannend genug. Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, sollten Sie sich deshalb ehrlich fragen: Würde mich als Journalist oder Leser diese Information wirklich interessieren? Lautet die Antwort NEIN, dann teilen Sie die News besser auf Ihrer Webseite oder auf Facebook & Co. Können Sie ein klares JA geben, dann nix wie los.
Hier ein paar Ideen für pressewürdige Meldungen:
Ähnlich wie bei einem Geschäftsbrief sollte auch für eine Pressemitteilung eine feste Vorlage erstellt werden. Wichtige Elemente sind dabei das Logo und das Wort "PRESSEMITTEILUNG". Beide werden im Kopfteil platziert.
Als zusätzliche Information für die Journalisten kann hinter dem Pressetext noch ein kurzer "Über den Künstler"-Faktenblock integriert werden. Hier können Sie in wenigen Sätzen die wichtigsten künstlerischen Stationen, Auszeichnungen und aktuelle Projekte vorstellen. So weiß die Redaktion gleich mit wem sie es zu tun hat. Für weitere Infos die URL zur eigenen Webseite angeben.
Ganz am Ende folgen dann die Kontaktdaten für die Presse mit Name, (Atelier-)Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse.
Klar, wer für sein Projekt brennt, möchte so viel wie möglich darüber erzählen. Aber beim Schreiben einer Pressemitteilung gilt: "Bitte fassen Sie sich kurz!". In der Regel genügt eine halbe bis eine DIN-A4-Seite oder – für alle, die Zahlen bevorzugen – 300 bis 500 Wörter. Auf jeden Fall sollte eine Pressemeldung insgesamt nicht länger als zwei DIN-A4-Seiten sein.
Dieser Punkt steht unter dem Motto: je kürzer, desto besser. Journalisten haben wenig Zeit und erhalten jeden Tag zahlreiche E-Mails. Deshalb sollte bereits mit den ersten Worten klar werden, worum es in Ihrer Pressemitteilung geht.
Fangen wir mit der Headline an. Oft entscheiden Journalisten allein anhand der Überschrift, ob die Meldung lesenswert ist. Ihre Aufgabe ist es also, in wenigen, präzisen Worten Neugier zu wecken. Die magische Zahl hierfür lautet maximal 100 Zeichen. Zu lange Titel langweilen - die Pressemitteilung landet dann leicht in der Ablage "P".
Im ersten Absatz geht es mit der Kürze weiter. In ein bis zwei Sätzen sollte der Kerninhalt der Meldung zusammengefasst werden. Schlüsselwörter und wichtige Details haben hier ihren großen Auftritt. Eine einfache Hilfe bieten die W-Fragen - WER hat WAS, WANN, WO, WIE und WARUM getan?
Versuchen wir es mal:
Künstler X (Wer) erhält den diesjährigen Künstler-Award Y (Was), der von Z jährlich (Wann) zur Messe (Wo) verliehen wird. Der Preis zeichnet die besten Newcomer (Warum) aus.
Jetzt geht es ans Schreiben! Beim Verfassen einer Pressemitteilung werden keine großen literarischen Fähigkeiten erwartet, dennoch gibt es einige Regeln zu beachten. Im Bestfall ist Ihr Text so gut, dass die Redaktionen diesen einfach übernehmen können. Das spart den häufig unter Zeitdruck arbeitenden Journalisten viel Arbeit und erhöht Ihre Chancen auf eine Veröffentlichung.
Als Hilfestellung haben wir ein kleines PRESSEMITTEILUNG-ABC erstellt:
A) Er, sie, es statt ich
Pressemitteilungen werden neutral und in der dritten Person geschrieben. Es mag komisch sein, über sich selbst in der dritten Person zu schreiben ("Remus" läßt grüßen), aber die Journalisten werden es Ihnen danken.
B) Nein zu Schachtelsätzen
Vermeiden Sie in Ihrem Pressetext komplexe Satz-Konstruktionen. Das bedeutet "Mut zum Punkt". Ellenlange Komma-Monster sind schwer zu verstehen. Nutzen Sie einfache Haupt- und Nebensätze.
C) Fachchinesisch ade
Sie lieben komplizierte Wörter? Die Leser nicht. Umschreiben Sie Fach- und Fremdwörter. Fachbegriffe sollten tatsächlich nur in der Kommunikation mit Fachmedien verwendet werden.
D) Füllwörter weglassen
Ja, okay das fällt auch uns schwer! Weil also, denn, dabei und mal doch so schön sind. Aber in Pressemeldungen sind diese nicht erwünscht. Gleiches gilt auch für Wortwiederholungen. Thesaurus (und andere Portale) hilft, alternative Wörter zu finden.
E) Aktiv statt passiv
Ein Tipp, für lebendigere Texte: Benutzen Sie die Aktivform statt das Passiv. Also, nicht: "Der Künstler wurde mit dem diesjährigen Künstlerpreis ausgezeichnet". Sondern: "Der Künstler gewinnt den diesjährigen Künstlerpreis"
F) Verben statt Substantive
Mehr Lebendigkeit erhält die Pressemitteilung auch durch die Verwendung von Verben statt Substantiven. Oh Entschuldigung! Wir meinten: Der Text ist lebendiger wenn Sie Verben statt Substantive verwenden.
G) Gut zitiert
Zitate bringen Schwung in Pressetexte. Achten Sie darauf, den Zitierten bei der ersten Nennung mit Funktion, Titel sowie Vor- und Nachnamen anzugeben: "...", erklärte Dr. Manfred Mustermann, Direktor des Museums für Mustermänner.
... und das Wichtigste zum Schluß:
H) Absolutes No-Go: Werbung!
Was ist der größte Killer in der Pressemitteilung? Werbebotschaften! Davon sind Journalisten richtig genervt. Mit Selbstlob, Angeberei und Superlativen ziehen Sie ein direktes Ticket für den Papierkorb. Eine Meldung für die Presse soll sachliche Informationen mitteilen. Punkt.
Die Sache mit dem Bild und den tausend Worten ist uralt und trotzdem aktueller denn je. Das gilt auch für die Pressearbeit. Ein Foto oder Video sollte bei jeder Pressemitteilung mitgeschickt werden. Am besten senden Sie ein Bild von Ihrem Projekt und eines von sich. Achten Sie darauf, dass Sie die Rechte am Bild besitzen.
... und Fehler sind peinlich. Deshalb sollte der fertige Pressetext mindestens vier Mal gelesen werden: 1x auf Inhalt, 1x auf Grammatik und Rechtschreibfehler, 1x im Hinblick auf unser Pressemitteilung-ABC und das vierte Mal durch einen "Externen" (Kumpel, Kollegen, Eltern, Partnerin etc.).
Haben Sie an alles gedacht? Hier gibt's eine kleine Checkliste zum Download:
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